Artikel 25/10/2019

Das ISG-Gelenk - Ein Hotspot am Rücken, der nicht selten Hilfe bedarf

Dr. med. Oliver Tobias Mahr Allgemeinmediziner (Hausarzt), Chirotherapeut, Sportmediziner
Dr. med. Oliver Tobias Mahr
Allgemeinmediziner (Hausarzt), Chirotherapeut, Sportmediziner
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Das Kreuzdarmbeingelenk (Iliosakralgelenk/ISG) besitzt bei der Lastenverteilung des Körpers eine besondere Bedeutung. An der Schnittstelle zwischen Wirbelsäule und Becken gelegen, übernehmen die ISG-Gelenke die Rolle eines Vermittlers: Die ISG verteilen die Lasten vom Rumpf Richtung Füße und umgekehrt.

Ein hohes Maß an lokaler Bandstabilität wird benötigt, um diesen Übertragungsaufgaben gerecht zu werden und um das zerklüftete Gefüge des Überträgers, der ISG, überhaupt zusammenzuhalten.

Mindestens ein Viertel aller Rückenprobleme sind ISG-Probleme

Echte oder funktionelle Beinlängendifferenzen oder eine Beckentiefstellung als Ausdruck einer funktionellen Beckenstörung, Erkrankungen der Lendenwirbelsäule oder Hüftgelenksarthrosen und nicht zuletzt ein hoher Östrogenspiegel während einer Schwangerschaft oder ein erhöhtes Gewicht bewirken sehr häufig eine Dysbalance u./o. Lockerung der Bänder, die teilweise sogar eine Hypermobilität der ISG begünstigen, mit der Folge von ISG assoziierten Schmerzsyndromen.

Therapeutische Zielsetzung ist letztlich eine Mobilisierung und Stabilisierung des Beckens und der ISG mit Hilfe gezielter, manualtherapeutischer Techniken (besser sind weiche, mobilisierende und dehnende Techniken, die den manipulativen chirotherapeutischen Techniken vorzuziehen sind).

In der Regel schließt sich hier eine gezielte Physiotherapie zur Stabilisierung der Muskeln und Bänder des Beckenapparates an.

So funktionieren ganzheitliche Behandlungsansätze

In das Therapiekonzept gehört in einigen Fällen auch die Anwendung einer Schmerzakupunktur (Körperakupunktur mit Nadeln) und die Berücksichtigung der Psychosomatik.

Injektionen in das ISG Gelenk können zumindest kurz bis mittelfristig helfen, sind aber aufgrund der Anatomie des Beckens technisch aufwendig.

Es ist schon länger bekannt, dass das ISG-Schmerzsyndrom eng mit psychosomatischen Ursachen assoziiert sein kann. Die Psychotherapie als Gesprächstherapie ist daher mittlerweile in einem multimodalen Therapiekonzept fest integriert worden.

Operative Maßnahmen mit dem Ziel der Versteifung der ISG Gelenke sind nur in wenigen Ausnahmen gerechtfertigt und folgen auch keinem kausalen Ansatz.

Ein ISG assoziierter Schmerz muss jedoch vor jeder Therapie immer sicher abgegrenzt werden von

  • Schmerzursachen im direkten Zusammenhang mit einem Bandscheibenvorfall mit Nervenwurzelkompression
  • rheumatischen Erkrankungen (Sakroiliitis)
  • einem Facettensyndrom im LWS-Bereich
  • einer Coxarthose (Hüftgelenkarthrose)
  • Erkrankungen der Organe des kleinen Beckens

Am Arbeitsplatz ist unbedingt auf eine gute Ergonomie (Stehpult, höhenverstellbarer Tisch, frontale PC Bildschirmarbeit etc.) zu achten.

In der Prävention und Therapie mittels Sport sind weniger die Ausdauersportarten (mit Ausnahme des Radsportes), sondern eher die Kraftsportarten, am besten Rückenmuskelaufbautraining an Geräten, hilfreich.

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