Artikel 16/08/2016

Hüftgelenksersatz - Welche minimal-invasiven Operationsmethoden gibt es?

Team jameda
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Es gibt viele unterschiedliche Operationsmethoden im Bereich der Hüftgelenksendoprothetik, die als „minimal-invasiv“ bezeichnet werden. Die Bedeutung des Begriffs ist jedoch nicht eindeutig definiert: ob es sich dabei lediglich um einen kürzeren Hautschnitt, um ein insgesamt schonendes OP-Verfahren, oder nur um eine schnellere Genesung des Patienten handelt, sagt der Begriff „minimal-invasiv“ nicht aus. Denn Minimal-invasiv bedeutet nicht gleich minimal-invasiv: Tatsächlich werden nahezu alle möglichen Zugangswege zum Hüftgelenk (dorsaler, anterolateraler und anteriorer Zugang) als minimal-invasiv „beworben“. Die Vorteile sind ein kürzerer Hautschnitt, die Schonung der Muskulatur bzw. der Sehnen sowie ein geringerer Blutverlust während der Operation und auch eine verkürzte Rehabilitationsdauer. Allerdings unterscheiden sich die Verfahren untereinander deutlich:

Der dorsale Zugang

Der dorsale (hintere) Zugang zum Hüftgelenk wird eher selten für das Einbringen einer Prothese verwendet. Zwar besteht die Möglichkeit, über einen relativ kurzen Hautschnitt Zugang zum Hüftgelenk zu bekommen, allerdings werden dazu gezielt Muskeln durchtrennt. Die Kapsel wird ebenfalls von hinten eröffnet, sodass eine Schwachstelle genau dort entsteht, wo die Gefahr einer Luxation (Herausspringen des Hüftgelenkes) am größten ist.

Der anterolaterale Zugang

Der anterolaterale (vordere seitliche) Zugang ist eine Weiterentwicklung des sogenannten Watson Jones Zuganges. Dieser wurde ursprünglich für Eingriffe im Bereich der Gelenkpfanne entwickelt. Über die modifizierte Form dieses Zuganges ist es problematisch, den Oberschenkelschaft zu implantieren, ohne die kurze, kräftige Gesäßmuskulatur (M. gluteus medius) zu schädigen bzw. teilweise gezielt zu durchtrennen.

Der anteriore Zugang

Der anteriore (vordere) Zugang nutzt eine Muskellücke zwischen dem sogenannten Sprintermuskel und dem geraden Oberschenkelstrecker (M. tensor fasciae lata und M. rectus femoris), um das Hüftgelenk zu erreichen. Bei dieser Technik wird keinerlei Muskulatur durchtrennt, allerdings besteht die Gefahr, bei der Darstellung der Gelenkpfanne die Muskeln zu überdehnen oder sogar einzureißen.

Die AMIS Methode

Die AMIS (anterior minimally invasive surgery) Methode ist eine konsequente Weiterentwicklung des vorderen Zuganges.

Sie zeichnet sich durch einen kleinen Hautschnitt (weniger als 10 cm) sowie durch ein durchdachtes Gesamtkonzept aus:

Es wird ein spezieller Operationstisch sowie eigens für die OP entwickeltes Instrumentarium benötigt, um sicherzustellen, dass die Muskulatur auch nach Freilegung des Hüftgelenkes keinen Schaden nimmt. Die Gelenkkapsel wird dort durchtrennt, wo die Gefahr einer späteren Luxation der künstlichen Hüfte am geringsten ist und kann nach der OP wieder verschlossen werden.

Während der Operation werden blutungsstillende und lokal betäubende Medikamente ins Gewebe gespritzt, um den Blutverlust und die postoperativen Schmerzen zu reduzieren.

Die Nachteile aller minimal-invasiven Methoden sind längere Operationszeiten sowie eine erschwerte technische Durchführung des Eingriffs. Diese Nachteile können allerdings von einem erfahrenen Operateur weitgehend kompensiert werden.

Zudem besteht bei schlechter Übersicht für den Operateur die Möglichkeit, die Lage des Implantats während des Einbringens mittels Durchleuchtung zu kontrollieren.

Fazit

Zwischen den unterschiedlichen minimal-invasiven Zugängen bestehen erhebliche Unterschiede. Das AMIS-Konzept vereint viele Vorteile der minimal-invasiven Verfahren in sich. Die Methode kann bei nahezu jedem Patienten angewendet werden, meist sogar für Wechseleingriffe.

Im Vergleich zu den anderen Methoden ist das Konzept noch relativ jung und nicht weit verbreitet, hat aber das Potential, zum Standardverfahren der minimal-invasiven Hüftgelenksendoprothetik zu werden.

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