Artikel 23/02/2018

Kribbelnde Finger: Was tun bei Karpaltunnelsyndrom?

Dr. med. Günther Riedel Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
Dr. med. Günther Riedel
Plastischer & Ästhetischer Chirurg, Handchirurg
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Taube, gefühllose und schmerzende Hand und kribbelnde Finger? Das sind typische Symptome eines Karpaltunnelsyndroms. Erfahren Sie, was Sie dagegen tun können.

Karpaltunnelsyndrom: Typische Symptome

Das unter Patienten mittleren Alters weit verbreitete Karpaltunnelsyndrom äußert sich durch Taubheit, Kribbeln oder Kraftlosigkeit von Hand und Fingern. Fast immer sind der Daumen, Zeige- und Mittelfinger betroffen. Bei fortgeschrittenem Karpaltunnelsyndrom wird die Hand immer kraftloser, weil sich dann auch die Muskulatur, die den Daumen bewegt, immer weiter zurückbildet.

Wenn Sie diese Symptome spüren, können Sie fast sicher sein, dass Sie ein Karpaltunnelsyndrom haben.

Was ist das Karpaltunnelsyndrom?

Der Karpaltunnel ist ein durch ein ringförmiges Band rund um das Handgelenk eingeengter anatomischer Raum, durch den zahlreiche Beugesehnen und auch der Mittelnerv verlaufen. Wenn dieser Raum eingeengt wird, entsteht ein zunehmender Druck auf diese Strukturen.

Vor allem der sehr wichtige Mittelnerv verliert dann seine Funktion. Das Versorgungsgebiet des Mittelnervs wird bei Karpaltunnelsyndrom also taub, gefühllos und schmerzhaft.

Ursachen des Karpaltunnelsyndroms

Das Karpaltunnelsyndrom kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Häufig sind monotone, sich wiederholende Bürotätigkeiten die Ursache. Auch die dauerhafte Überlastung des Handgelenks bei manchen Sportarten oder bei körperlich schwer Arbeitenden wird häufig beobachtet. Veränderungen des Körpers wie z.B. eine Schwangerschaft und Stoffwechselveränderungen wie Diabetes oder Gicht können den Karpaltunnel ebenfalls einengen.

Diagnose und ärztliche Untersuchung

Ein erfahrener Handchirurg kann bereits aufgrund der Symptombeschreibung recht genau bestimmen, ob ein Karpaltunnelsyndrom vorliegt. Um die Diagnose abzusichern, gibt es verschiedene Untersuchungen und die Messung der Nervenleitfähigkeit. Mit Hilfe einer Laboruntersuchung des Blutes können bestimmte Grunderkrankungen wie Rheuma, Gicht oder Diabetes abgeklärt werden.

Vorbeugung und konservative Therapie: Karpaltunnelschiene

Bei gefährdeten Berufsgruppen, z.B. Büro- oder auch Schwerarbeitern, können systematische Dehnungsübungen des Handgelenks der Entstehung des Karpaltunnelsyndroms vorbeugen.

Wenn die Hand aber schon taub und schmerzhaft geworden ist, ist es dafür häufig schon zu spät.

Eine weitere konservative Maßnahme ist die Handgelenksschiene. Sie wird den ganzen Tag über oder wenigstens nachts getragen. Allerdings kann sie bei Karpaltunnelsyndrom meistens keine Heilung herbeiführen, sondern nur die Symptome kurzfristig bessern. So kann die Schiene in der Zeit bis zur Durchführung einer Karpaltunneloperation helfen, die Symptome abzumildern.

Eine Spritzentherapie, z.B. die Kortison-Injektion in den Karpaltunnel, kann die Symptome ebenfalls mindern. Allerdings treten sie dann nach einiger Zeit meist wieder auf. Eine regelmäßige Anwendung von Kortisonspritzen ist nicht zu empfehlen.

Operation: Was ist besser, offene oder endoskopische Karpaltunnel-OP?

Der Goldstandard der Therapie ist die operative Lösung des Karpalbandes, so dass der Druck auf den Mittelnerven im Handgelenk nachhaltig verringert wird. Es lohnt sich, für diese Operation einen spezialisierten Handchirurgen aufzusuchen.

Grundsätzlich wird heutzutage die endoskopische Operation bevorzugt. Dabei wird nur ein kleiner Schnitt am Handgelenk durchgeführt. Wir nutzen allerdings lieber die sogenannte halboffene Karpaltunneloperation.

Dabei ist auch nur ein Schnitt von maximal zwei Zentimetern nötig. Der Handchirurg hat aber jederzeit einen vollständigen und offenen Einblick in das Operationsgebiet. Wenn nicht schon eine dauerhafte Nervenschädigung vorhanden ist oder sich die Handmuskeln bereits weitgehend zurückgebildet haben, kann sich die Kraft und Sensibilität der Hand innerhalb kurzer Zeit wiederherstellen.

Nachsorge, Krankschreibung und Prognose

Fast alle Patienten sind nach einer Operation des Karpaltunnels vollständig beschwerdefrei.  Nur wenn der Nerv schon sehr stark geschädigt war, kann es länger dauern, bis die Funktion wieder regeneriert ist. Die Fäden werden zehn bis vierzehn Tage nach der OP entfernt. Die ein bis zwei Zentimeter kurze Narbe am Inneren des Handgelenks kann mit Hilfe eines Narbenrollers und Narbenmassage reduziert werden.

Schwere körperliche Arbeiten oder Sportarten mit einer starken Beteiligung von Arm und Hand können vier bis sechs Wochen nach der Operation wieder aufgenommen werden. Nach richtiger Diagnose durch einen erfahrenen Handchirurgen gibt es extrem selten Rückfälle. Die Patienten sind nach der Operation lebenslang beschwerdefrei.

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