Artikel 30/03/2018

Die häufigsten Nierenerkrankungen: Symptome, Ursachen und Behandlung

Team jameda
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Informieren Sie sich mit diesem jameda Gesundheitsspecial über die häufigsten Nierenerkrankungen und ihre Einteilung: Die Übersicht zeigt Ihnen, woran man Störungen der Niere erkennt, welche Ursachen zugrunde liegen und wie Nierenerkrankungen behandelt werden.

Nierenerkrankungen in Deutschland

Nierenerkrankungen können in entzündliche Erkrankungen und nicht-entzündliche Erkrankungen eingeteilt werden. Spezialisierte Ärzte für Nierenerkrankungen sind Urologen und Nephrologen. Da Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas mit Hyperlipidämie und Gicht die Nieren schädigen, sind auch weitere Teilgebiete der inneren Medizin in die Behandlung eingebunden, wie zum Beispiel:

  • Diabetologie
  • Kardiologie
  • Endokrinologie
  • internistische Intensivmedizin

Die Häufigkeit von chronischen Nierenerkrankungen nimmt mit dem Alter zu, da die Filterleistung der Nieren bei älteren Personen naturgemäß abnimmt. Haben Babys und Kinder Nierenerkrankungen, liegen meist angeborene Stoffwechselstörungen oder Fehlbildungen vor.

Das Resultat vieler Nierenerkrankungen ist eine chronische Nierenschwäche, der im Endstadium nur noch mit Dialyse und Transplantation zu begegnen ist. In Deutschland sind ca. 90.000 Patienten dialysepflichtig. Eine neue Niere erhalten jedes Jahr etwa 2000 Betroffene, gleichzeitig warten um die 8000 Menschen auf ein Spenderorgan.

Wenn das Nierenbecken entzündet ist

Bei einer Nierenbeckenentzündung haben sich meist Bakterien im Nierenbecken angesiedelt, die entweder über die Harnwege aufgestiegen oder seltener über das Blut eingetreten sind. Frauen sind öfter betroffen als Männer, da sie eine kürzere Harnröhre besitzen.

Bei einer akuten Entzündung haben Patienten

  • Flankenschmerzen
  • Brennen beim Wasserlassen
  • möglicherweise Blut im Urin
  • seltenere Toilettengänge
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Übelkeit
  • allgemeines Krankheitsgefühl

Verläuft die Nierenbeckenentzündung chronisch, spüren Betroffene unspezifische Symptome wie

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Übelkeit
  • Brechreiz
  • Gewichtsabnahme
  • dumpfe Rückenschmerzen

Bakteriell hervorgerufene Verläufe werden antibiotisch behandelt. Zusätzlich werden harntreibende Tees sowie schmerzlindernde und entkrampfende Mittel gegeben.

Glomerulonephritis – Entzündung der Gefäßknäulchen

Sind die Kapillarknäule der Niere entzündet, kommt es zu

  • Wassereinlagerungen, v. a. an den Augenlidern und Unterschenkeln
  • erhöhtem Blutdruck
  • Blut im Urin
  • Fieber
  • Bauch- und Kopfschmerzen

Rasch fortschreitende Verläufe führen zu

  • Nierenschwäche
  • Ödemen in Lunge und Gehirn
  • Krampfanfällen

Zu den Ursachen gehören Autoimmunerkrankungen, Infektionen und Medikamente. Die Behandlung erfolgt mit Kortison, Diuretika, Immunsuppressiva und Zytostatika.

Entzündung des Nierenzwischengewebes

Das Zwischengewebe der Niere besteht aus stützendem Bindegewebe. Es beherbergt Blut- und Lymphgefäße sowie Nerven. Die Entzündung des Zwischengewebes bringt Wassereinlagerungen und knötchenförmigen Neubildungen in der Niere hervor. Auch das Röhrensystem und die Gefäßknäulchen der Niere können geschädigt werden.

Symptome bei fortschreitender Erkrankung sind Fieber, Ausschlag, Flanken- Gelenkschmerzen. Die Harnmenge ist vermindert und der Urin kann dunkel gefärbt sein. Es bilden sich Ödeme, v. a. in den Beinen oder der Lunge. Betroffene leiden unter Kurzatmigkeit und Luftnot.

Auslöser der Entzündung können sein:

  • Medikamente
  • Schwermetalle
  • virale und bakterielle Infektionen
  • Autoimmunprozesse
  • Strahlung

Stoffwechselerkrankungen wie Gicht belasten ebenfalls das Nierensystem. Grunderkrankungen müssen behandelt, schädigende Faktoren beseitigt werden. Diuretika schwemmen Wassereinlagerungen aus, stark entzündungshemmend wirkt Kortison.

Wenn die Nieren plötzlich aussetzen

Ein akutes Nierenversagen entwickelt sich innerhalb weniger Stunden bis Tage. Dabei verschlechtert sich die Filterleistung der Nieren so rasch und massiv, dass Abfallstoffe wie Kreatinin, Harnstoff und Harnsäure im Blut verbleiben. Die Harnmenge nimmt ab und der Flüssigkeits-, Elektrolyt- und Säure-Basenhaushalt entgleist: Es kommt zu Wassereinlagerungen und Blutdruckanstieg.

Zu den Ursachen gehören die Abnahme des effektiven Blutvolumens z. B. durch

  • Blutverlust
  • Verbrennungen
  • Schock
  • Blutvergiftung
  • Flüssigkeitsverlust durch Durchfall

Auch Schäden in der Niere selbst führen zu Nierenversagen. Mögliche Auslöser:

  • Infektionen
  • Entzündungen
  • Autoimmunreaktionen
  • Medikamente
  • Drogen
  • Gifte

Sind die ableitenden Harnwege verengt oder verschlossen, z.B. durch Nierensteine, Prostatavergrößerung oder Tumoren, werden die Nieren durch den aufgestauten Druck weniger durchblutet und somit ihre Tätigkeit eingeschränkt.

Intensivmedizinische Betreuung bei akutem Nierenversagen

Neben der Behebung der Grunderkrankung werden Diuretika eingesetzt, um die Wasserausscheidung zu erhöhen. Der Kaliumhaushalt muss streng überwacht werden, um lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen zu vermeiden. Eine Dialyse kann zeitweilig oder längerfristig nötig sein. Gegebenenfalls ist eine Nierentransplantation erforderlich. Obwohl Patienten maximal überwacht werden, verlaufen bis zu 70 % der akuten Niereninsuffizienzen tödlich.

Chronische Nierenschwäche

Nimmt die Filterleistung über einen Zeitraum von Monaten kontinuierlich ab, spricht man von einer chronischen Nierenschwäche, einer sogenannten Niereninsuffizienz. Zu den Ursachen zählen Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck, entzündliche Nierenerkrankungen, Autoimmunprozesse und vererbbare Störungen wie die polyzystische Nierenerkrankung.

Die Anzeichen sind sehr vielfältig:

  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Blutdruckanstieg
  • Kurzatmigkeit
  • Juckreiz
  • Missempfindungen
  • Körpergeruch nach Urin
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Wassereinlagerungen
  • Herzschwäche
  • Krampfanfälle

Was tun bei chronischer Nierenschwäche?

Die Behandlung einer chronischen Niereninsuffizienz schließt die Therapie der Grunderkrankungen Diabetes, Bluthochdruck und entzündlicher Nierenerkrankungen ein. Schmerzmittelgebrauch, Alkohol- Tabakkonsum sollten aufgegeben werden. Der Patient achtet auf eine ausgewogene Mischkost mit vermindertem Salzgehalt, eine angepasste Trinkmenge und regelmäßige Kontrollen beim Arzt.

Verschlechtert sich der Zustand zunehmend, endet er im letzten Stadium mit dem terminalen Nierenversagen. Hier sind die Schäden irreversibel, so dass nur noch Dialyse oder Nierentransplantation helfen. Sowohl für dialysepflichtige als auch für transplantierte Betroffene können in der medizinischen Rehabilitation körperliche und seelische Kräfte wiederaufgebaut werden.

Nephropathie durch Diabetes und Hypertonie

Ein Großteil der Diabetiker entwickelt im Verlauf ihrer Blutzuckererkrankung eine diabetische Nephropathie. Dabei schädigt der erhöhte Blutzuckerspiegel das Kapillarsystem der Nieren, so dass die Filterleistung der Nieren abnimmt und der Blutdruck sowie die Konzentration der Blutfette steigen.

Auch ein dauernd erhöhter Blutdruck führt zu Schäden an den Nieren. Dabei bleibt eine Veränderung der Nieren lange unbemerkt, erstes Anzeichen ist eine vermehrte Ausscheidung des Eiweißstoffes Albumin im Harn. Um Nephropathien vorzubeugen, müssen regelmäßig Harn- und Blutwerte bestimmt und Blutzucker, Blutfette und Blutdruck gut eingestellt werden.

Nierensteine: Harmlos bis extrem schmerzhaft

Nierensteine sind auskristallisierte Substanzen des Harns, die sich in den Nierenkelchen und -becken zu Steinen zusammenballen. Sie werden u. a. nach ihrer Zusammensetzung unterteilt. Oft bestehen sie aus Calciumoxalat, -phosphat oder Harnsäure.

Begünstigt wird ein Nierensteinleiden durch

  • Flüssigkeitsmangel
  • purinreiche Ernährung mit viel Fleisch und Fisch
  • Störungen des Harnsäure- und Calciumstoffwechsels
  • eingeschränkte Funktion der ableitenden Harnwege
  • Diabetes
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Blutfettwerte

Kleine Steine bereiten keine Beschwerden. Sie werden oft mit dem Harn ausgeschieden. Größere Nierensteine machen sich durch Bauch- und Rückenschmerzen bemerkbar. Wandern die Steine in die Harnleiter, kommt es zu heftigsten Kolikschmerzen, die mit Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüchen einhergehen.

So werden Nierensteine behandelt

Um Nierensteinen vorzubeugen und kleine Steine rechtzeitig auszuschwemmen, sollten Betroffene viel trinken und die Ernährung umstellen. Dazu schränken sie die Aufnahme von Purinen ein, die z. B. in Fleisch, Innereien, Wurstwaren und Bier enthalten sind. Auch oxalathaltige Lebensmittel wie Schokolade, Rhabarber und Spargel sowie zuckerhaltige Nahrungsmittel sind zu meiden.

Es können Medikamente gegeben werden, die die Bildung von Harnsäure im Körper einschränken. Nierensteine können operativ entfernt oder nach einer Stoßwellenzertrümmerung über den Harn ausgeschwemmt werden.

Vereinzelte Zysten in der Niere

Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die sich in unterschiedlicher Anzahl und Größe in den Nieren bilden können. Kleine, vereinzelte Zysten sind hier in der Regel ungefährlich und werden eher zufällig bei einer Ultraschalluntersuchung entdeckt. Sie bedürfen neben einer Beobachtung keiner Behandlung.

Werden sie größer, können sie Druck auf das Röhrensystem der Niere ausüben und so die Filterfunktion und den Abfluss einschränken. Symptome sind Schmerzen im Bauchraum durch Harnstau. Es kann zu Entzündungen des Nierengewebes und Bluthochdruck kommen. Größere einzelne Zysten werden punktiert.

Wenn die Niere mit Zysten übersät ist

Treten Zysten in großer Anzahl in der Niere auf, liegt eine genetisch vererbte polyzystische Nierenerkrankung vor. Die Nieren sind dabei von Zysten übersät. Ihr Gewicht steigt von einigen hundert Gramm auf mehrere Kilo an. Oft treten dabei auch in anderen Organen wie Bauchspeicheldrüse, Leber und Gehirn Zysten auf.

Die Nierenstrukturen verändern sich durch wachsendes Bindegewebe, die Nierentätigkeit ist eingeschränkt und die Patienten entwickeln Bluthochdruck. Auf lange Sicht kommt es zu einem chronischen Nierenversagen, das nur durch eine Nierentransplantation aufzuheben ist.

Nierentumore - Erbliche bedingte Störungen der Nierentätigkeit

Patienten mit akuter Nierenbeckenentzündung brauchen Bettruhe, sie dürfen sich körperlich nicht anstrengen. Eine bakterielle Infektion wird mit Antibiotika über sieben bis vierzehn Tage behandelt. Bei Bedarf können Schmerzmittel und entkrampfende Mittel eingenommen werden. Die tägliche Trinkmenge sollte zwei bis drei Liter betragen, um die Nieren gut durchzuspülen.

Zusätzlich regen Tees mit Birkenblättern, Schachtelhalmkraut, Brennnessel- und Ortosiphonblättern die Harnbildung an. Die Homöopathie bietet an Einzelmitteln Solidago und Berberis.

Man verzichtet auf gesalzene und scharf gewürzte Speisen sowie Alkohol. Wärmende Auflagen in der Nierengegend, z. B. Wickel, Wärmflasche oder Heizkissen, wirken durchblutungsfördernd und entkrampfend.

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