Artikel 02/07/2018

Hallux rigidus: Mehr Beweglichkeit nach der OP dank eines elastischen Oberflächenersatzes

Dr. med. Thomas Schneider Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
Dr. med. Thomas Schneider
Orthopäde & Unfallchirurg, Akupunkteur, Sportmediziner
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Hallux rigidus – die Arthrose des Großzehengrundgelenks – kann mit konservativen Mitteln wie Einlagen, Physiotherapie und entzündungshemmenden Medikamenten nicht geheilt werden. Wenn die konservative Therapie nichts mehr erreicht, stehen operative Lösungen zur Verfügung. Als Alternative zur etablierten Versteifung bei Hallux rigidus sehen wir den elastischen Knorpelersatz. Mit Oberflächenersatz aus knorpelähnlichem Polyvinylakohol (PVA) kann der Hallux rigidus erstmals beweglich versorgt werden.

Knorpelähnliche Oberflächenersatzprothese im Vergleich zur Versteifung (Arthrodese)

In der Regel wird ein Hallux rigidus durch eine OP versorgt, bei dem das Großzehengrundgelenk mit Schrauben und Platten versteift wird. Durch die Arthrodese wird das Großzehengelenk mit großer Sicherheit schmerzfrei. Allerdings verliert die Großzehe dadurch die Beweglichkeit nach oben oder unten. Das schränkt z.B. die Schuhauswahl deutlich ein. Auch das Verhalten des Fußes bei einigen Sportarten verändert sich.

Aber bei der Versorgung mit dem Knorpelersatz können weiterhin Schuhe mit hohen Absätzen getragen werden.

Alternative beweglichkeitserhaltende OPs bei Hallux rigidus

Bewegliche Operationen des Hallux rigidus waren bisher häufig nicht nachhaltig: Auch nach einer Cheilektomie – hier wird ein Knochenkeil oben im Gelenk entfernt – kann die Arthrose fortschreiten. Vollprothesen haben sich bei Hallux rigidus wegen der geringen Haltbarkeit nicht bewährt: Nach zwei Jahren mussten schon 35 % der Endoprothesen des Großzehengrundgelenks wegen Lockerung ersetzt werden.

Erfahrungen mit dem elastischen Oberflächenersatz bei Hallux rigidus

Elastische Implantate aus PVA haben in Nachuntersuchungen über acht Jahre eine bewegliche Versorgung gewährleistet. Damit sind sie in diesem Zeitraum ähnlich zuverlässig wie die Versteifung, wobei jedoch die Beweglichkeit der Großzehe erhalten bleibt.

Welche Untersuchungen müssen der OP-Entscheidung vorausgehen?

Die Voruntersuchung betrifft die Qualität der Knochen im Großzehengrundgelenk. Durch ein Röntgenbild wird der Knorpelverlust gesichert. Starke Knochenzerstörung durch arthrosebedingte Geröllzysten erschwert manchmal die Versorgung.

Knochenverlust durch eine vorangegangene Cheilektomie ist nicht mit der Knorpelersatzversorgung vereinbar. Eine starke Hallux-Valgus-Fehlstellung sollte vorher korrigiert werden. Die Haut am Vorfuß sollte außerdem intakt und gut durchblutet sein, damit es keine Komplikationen gibt.

Für wen ist ein Oberflächenersatz bei Hallux rigidus besonders geeignet?

Besonders häufig haben Frauen mit der üblichen Versteifungs-OP Probleme. Dann können Schuhe mit hohen Absätzen nicht mehr getragen werden. Häufig wünschen auch Sportler, vor allem Laufsportler, eine bewegliche Versorgung des Hallux rigidus. Sie befürchten, dass die Versteifung und die damit einhergehende Änderung des Abrollverhaltens ihre Kraftübertragung und Effizienz beim Laufen beeinträchtigt.

Wie wird ein Oberflächenersatz bei Hallux rigidus operiert?

Das Großzehengelenk wird von oben geöffnet. Dann entfernt der Arzt die arthrosebedingten Knochensporne aus dem Gelenkspalt. Der natürliche Knorpel im Gelenk bleibt erhalten und unterstützt die Funktion des Implantats.

Das PVA-Implantat wird über eine gelenkseitige 1,5 cm tiefe Bohrung im Knochen des ersten Zehenstrahls befestigt. Das abgerundete Ende des Implantates passt an der Stelle des Kopfes des ersten Metatarsalknochens genau in die Gelenkpfanne des Großzehengrundgelenks, in der es beweglich gleitet.

Vorteile der elastischen Oberflächenersatzprothese

Der PVA-Oberflächenersatz ist ein physiologisch gut verträglicher synthetischer Knorpel. Ähnlich wie natürlicher Knorpel kann er Wasser binden und ist elastisch. Elastizität trägt zur Haltbarkeit dieses knorpelähnlichen Implantats im Großzehengrundgelenk bei.

Sollte sich das Oberflächen-Implantat lockern oder versagen, gibt es noch die Möglichkeit, eine Arthrodese durchzuführen und das Großzehengrundgelenk zu versteifen.

Nachbehandlung nach Operation des elastischen Oberflächenersatzes

Nach der Operation einer Oberflächenersatzprothese kann das Großzehengrundgelenk nach dem Fädenziehen sofort wieder belastet werden. Anders als bei der Versteifung ist mit einer Oberfächenersatzprothese keine monatelange Nachbehandlung im Vorfußentlastungsschuh erforderlich.

Eine früh einsetzende physiotherapeutische Nachbehandlung ist wichtig, um den Großzeh, der durch den Hallux rigidus häufig versteift, wieder zu mobilisieren. Dadurch wird die neu gewonnene Beweglichkeit des Großzehengelenks gefördert.

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