Artikel 15/07/2016

Kieferorthopädie: Prävention und Behandlungsmöglichkeiten für Babys und Kinder

Dr. med. dent. Marco Goppert Zahnarzt
Dr. med. dent. Marco Goppert
Zahnarzt
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Ein schönes Lächeln sieht nicht nur gut aus, sondern vermittelt auch Gesundheit, Erfolg und Selbstvertrauen. Eine Fehlstellung der Zähne kann das Erscheinungsbild allerdings beeinträchtigen, denn Lippen und Wangen bestimmen primär unsere Gesichtszüge und Ausdrucksweise. Fehlstellungen können unterschiedliche Ursachen haben.

Ursachen für Kieferfehlstellungen

Zu den erheblichen Anomalien zählen Kieferfehlstellungen wie Progenie, bei der der Unterkiefer zu weit nach vorne verschoben ist, Mehrzahnanlagen (Hyperdontie) oder auch Nichtanlagen (Hypodontie) der Zähne.

Äußere Einflüssen können wir dagegen selbst beeinflussen. So kommen Anomalien zustande, wenn die Zunge von innen gegen die Zähne presst oder wenn Kleinkinder zu lange an Schnuller oder Daumen lutschen.

Außerdem spielen die Ernährung, die Zahnpflege und der Erhalt aller Milchzähne eine wichtige Rolle, da die Milchzähne als Platzhalter dienen. Um die Zahngesundheit langfristig zu erhalten, ist es wichtig, Kinder möglichst bald an das „Erlebnis Zahnarzt“ heranzuführen. Denn auch viele positive Erinnerungen können von einem negativen Ereignis überschattet werden.

Präventive Kieferorthopädie für Babys und Kleinkinder

  • Stillen: Babys sehen auch deshalb so niedlich aus, weil der Unterkiefer noch nicht vollständig ausgebildet und recht weit hinten gelegen ist. Der dominantere Oberkiefer ist fest mit dem Schädel verbunden, während sich die Lage des Unterkiefers noch verändern lässt, was sehr wichtig für fast alle kieferorthopädischen Behandlungen ist.
    Wenn möglich empfiehlt es sich daher, zu Beginn zu stillen und erst später zum Fläschchen zu greifen, denn durch das Saugen an der Brust wird der Unterkiefer nach vorne gezogen. Beim Kauf der Flaschenansätze ist es sehr wichtig, auf die richtige Größe zu achten, denn dementsprechend groß sind die Saugöffnungen des Babys. Sie bestimmen auch, wieviel das Kind selber dabei tun muss.
  • Abstellen schlechter Gewohnheiten: Bis zum 3. Lebensjahr sind Fläschchen und Schnuller legitim, nach dem 3. Geburtstag sollten sie nicht mehr verwendet werden, da der Unterkiefer sonst zu weit nach vorne kommen kann und sich der bis dahin geöffnete Biss nicht mehr selbstständig schließt.
  • Rachitisprophylaxe: Sprechen Sie mit dem Kinderarzt über die Gabe von Fluoretten und evtl. Vitamin D.
  • Kinder früh an die Mundgesundheit heranführen: Dazu gehören bereits im Säuglingsalter Putzübungen, um das Kind an die Bewegungen im Mund zu gewöhnen. Wenn die Zähne durchbrechen, ist der orale Bereich empfindlich und schmerzt. Die Gabe von fluoridhaltiger Zahnpasta ab dem Durchbruch des ersten Milchzahnes, regelmäßige Zahnarztbesuche, evtl. frühzeitige Beratung beim Kieferorthopäden sind ebenfalls wichtig.
  • Evtl. Röntgenbilder, um Nicht- oder Mehrzahnanlage feststellen zu können und logopädische Behandlung bei Sprachproblemen
  • Abstellen der Mundatmung

Welche Therapieformen gibt es?

Die sogenannte „Frühtherapie“ umfasst 1,5 Jahre Behandlungszeit und soll Anomalien und schlechte Gewohnheiten frühzeitig korrigieren, um spätere Folgeschäden vermeiden. Dafür verwendet man meisten herausnehmbare Zahnspangen, die für mehrere Stunden oder über Nacht getragen werden.

Feste Zahnspangen (Bracketapparaturen) werden je nach Entwicklung und Wachstum des Kindes fest auf die Zähne geklebt. Diese Therapie wird meist um den zweiten Zahnwechsel begonnen und umfasst um die vier Jahre. Diese Bracketapparaturen gibt es in verschiedenen Varianten:

  • Die „normale“, nicht ganz komfortable Kassenapparatur, mit einer extraoraler (äußeren) Abstützung durch einen metallischen Außenbogen und Stirn- und oder Nackenband.
  • Aktivierte Brackets machen den Außenbogen überflüssig und sind angenehmer zu tragen. Eine Zuzahlung ist jedoch erforderlich.
  • Aktivierte, keramische Brackets sind optisch etwas unauffälliger, aber aauch teurer.
  • Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, sogenannte Lingualapparaturen an die Innenseiten der Zähne anzubringen. Ästhetisch ist das natürlich sehr positiv, allerdings kann es zu Ausspracheproblemen kommen und die Zahnpflege ist sehr erschwert.
  • Eine weitere Behandlungsvariante ist das Tragen von durchsichtigen, herausnehmbaren Schienen. Sie sind sehr angenehm zu tragen, optisch kaum zu erkennen und nach wenigen Sprachübungen kaum hinderlich bei der Aussprache. Außerdem können die Patienten die Schienen herausnehmen, sollten sie allerdings um die 20 Stunden pro Tag tragen. Sie werden individuell hergestellt und sind auch deshalb etwas teurer. Diese Schienen sind eher für die Erwachsenenbehandlung und nicht für alle Behandlungsfälle geeignet.

Warum eine gute Mundhygiene so wichtig ist

Grundsätzlich ist die Mundhygiene ein sehr wichtiges Thema. Zum einen entstehen durch schlechte Mundhygiene mehr versteckte Schmutznischen, die schwieriger zu reinigen sind. Zum anderen verändert sich die Speichelflussrate, was die eigene Reinigungsfunktion, die Pufferfunktion des Speichels und eine ausgeglichene Mundflora beeinträchtigt. So können Schäden wie White Spots (Entkalkungen), Brown Spots (fortgeschrittene Entkalkungen), Karies (Zahnfäule) oder auch Gingivitis (Zahnfleischentzündung) und Parodontaleprobleme entstehen.

Wer folgende Mundhygienetipps befolgt, wird die kieferchirurgische Behandlung unbeschadet und mit einem strahlenden Lächeln überstehen:

  • Regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt sowie professionelle Zahnreinigung
  • eine gute häusliche Mundhygiene
  • Zwischenraumhygiene mittels Zahnseide und Zahnzwischenraumbürste
  • gründliches Zähneputzten mit einer weichen oder elektrischen Zahnbürste
  • fluoridhalte Zahnpasta (mind. 1000 mg Fluorid)
  • evtl. erhöhte Fluoridgabe durch eine spezielle Zahnpasta
  • 1-2 x wöchentlich Fluoridierungsgel
  • evtl. fluoridhalte Mundspüllösung für unterwegs

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