Artikel 06/05/2014

Hüftschmerzen und Leistenschmerzen - was kann die Ursache sein?

Dr. med. Martin Rinio Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
Dr. med. Martin Rinio
Fußchirurg, Orthopäde & Unfallchirurg, Spezieller Unfallchirurg
hueftschmerzen-und-leistenschmerzen

Hüftschmerzen sind ein wichtiges Warnsignal, das Beachtung verlangt. Schmerzen im Bereich der Hüfte oder der Leisten sollten abgeklärt werden, wenn sie nicht nach 1 oder 2 Tagen wieder vorüber sind. Es zahlreiche mögliche Auslöser. Weil jeder Facharzt oft nur aus seiner Perspektive schaut, ist die Untersuchung von Hüftschmerzen oft nicht ganzheitlich. Ein Hüftspezialist sollte bereit sein, in die Untersuchung der Hüftschmerzen auch Aspekte wie Alter, Gewicht, Stoffwechselerkrankungen, Gefäßverengungen, Blutbild und Lebensweise des Patienten einzubeziehen.

Was muss man von orthopädisch verursachten Hüftschmerzen abgrenzen?
Man muss als untersuchender Arzt Hüftschmerzen unterscheiden von Schmerzen aus dem Bauchraum. Diese werden z.B. durch Erkrankungen der Geschlechtsorgane oder der Verdauungsorgane ausgelöst. Auch Wirbelsäulenprobleme können Hüftschmerzen auslösen: Diese von der Wirbelsäule ausgehenden Schmerzen sind eher im Bereich des Gesäßes angesiedelt oder sind in den Oberschenkel ausstrahlend.

Wie lange dauern Ihre Hüftschmerzen schon an?
Neben der Schmerzqualität ist die Dauer der Hüftschmerzen eine wichtige Fragestellung. Sind die Schmerzen akut und heftig, kommen andere Ursachen in Frage, als bei langdauernden (chronischen) und belastungsabhängigen Schmerzen. So ist die Befragung des Patienten nach der Vorgeschichte und dem Verlauf der Hüftschmerzen noch vor einer Untersuchung der wichtige Einstieg in die Untersuchung.

Hüftschmerzen nach Unfall oder Sportverletzung
Hüftschmerzen, die kurz nach Unfällen oder Stürzen auftreten, sind meist leicht erklärbar. Dennoch ist eine tiefgehende Diagnose empfehlenswert. Unbehandelte Schäden an wichtigen Weichteilstrukturen können zu Spätschäden des Hüftgelenks oder sogar zu Hüftarthrose führen. Vor allem die Gelenklippe der Hüftgelenkspfanne (Labrum acetabulare) ist hier zu beachten.

Hüftschmerzen bei sportlichen Kindern
Bei sehr sportlichen Kindern kann es zu Störungen des Knochenwachstums durch ständige Reizung der Wachstumsfuge im Hüftgelenk kommen. Hüftkopf und Hüftgelenkspfanne passen dann nicht mehr genau aufeinander. Stürze und Unfälle können bei Kindern zu Weichteilschäden führen. Besonders an der Gelenklippe (Labrum Acetabulare) oder am Hüftkopfband kann so etwas behandlungsbedürftig sein. Bei hoher Sportbelastung kann auch eine Osteochondrosis dissecans am Hüftgelenk auftreten.

Akute Hüftschmerzen ohne Unfall
Ohne vorangegangenen Unfall plötzlich auftretende heftig einschießende Hüftschmerzen können mehrere Ursachen haben. Wenn sie tief im Gelenk auftreten, kann eine Hüftkopfnekrose die Ursache sein. Diese Knochenerkrankung ist im Anfangsstadium schmerzhaft, weil Flüssigkeit in den absterbenden Knochen eingelagert wird, deren Druck die Schmerzfühler reizt. Auch eine Entzündung der Weichteile - eine sog. Schleimbeutelentzündung der Hüfte (Bursitis) kann die Ursache sein.

Hüftschmerzen als Anlaufschmerzen, oder in Ruhe
Anlaufschmerzen der Hüfte am Morgen oder nach längerer Ruhephase, die sich nach dem Warmlaufen wieder auflösen, sind typische Arthroseschmerzen. Erst in einem späteren Stadium des Gelenkverschleißes oder bei entzündeter Arthrose führt Hüftarthrose zu Ruheschmerzen. Tiefliegende aktivitätsunabhängige Hüftschmerzen in der Nacht sind allgemein Anzeichen entzündungsbedingter Schmerzen. Das kann durch eine Schleimbeutelentzündung (Bursitis), aber auch durch Rheuma und Gicht ausgelöst werden.

Nervenreizungen und Einklemmungen
Hüftschmerzen unter Beteiligung der Nerven sind meist, wie z.B. Ischiasschmerzen, in das ganze Versorgungsgebiet des Nervs ausstrahlend. Sie sind daher nicht einfach zu diagnostizieren. Die Schmerzen können entweder an der Wirbelsäule ausgelöst werden - entweder durch Stenose (Einengung des Rückenmarks oder von Nervenwurzeln). Sie können aber auch im weiteren Verlauf der Nerven durch Einklemmung des Nerves ausgelöst werden. Hier sind ganz unterschiedliche Schmerzmuster als Hüftschmerzen, Gesäßschmerzen oder Reizung von Hautnerven möglich. Auslöser der schmerzhaften Nervenkompression sind neben Muskel und Weichteilschwellungen oder sogar trainingsbedingtem Muskelwachstum auch zu enge Kleidung oder Übergewicht und Fettgewebe.

Hüftarthrose und Schmerzen
Hüftarthrose führt erst in einem späten Stadium zu Hüftschmerzen. Der Knorpel des Hüftgelenks hat keine Blutgefäße und Nerven. Das bedeutet: Hüftschmerzen in Ruhe treten erst dann auf, wenn bereits der Knochen angegriffen ist. Dann ist die Knorpelschicht schon sehr weitgehend abgetragen. Für gelenkerhaltende Behandlung etwa durch Hüftarthroskopie ist es dann zu spät. Dann kann nur noch eine Hüftendoprothese die Beweglichkeit der Hüfte erhalten.

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