Welche Komplikationen treten auf?
In der Tat ist jeder Zugang zum Bauchraum mit möglichen Verwachsungen der Darmschlingen verbunden, die möglicherweise erst nach Jahren zu einem Darmverschluss führen können. Die Technik kann in der Regel nur mit Vollnarkose und im Krankenhaus angewendet werden. Die Analyse der Studien (Metaanalyse) ergab, dass bei dem laparoskopischen Verfahren ein erhöhtes Risiko zu schweren Komplikationen im Bauchraum (Darmverletzung, Gefäßverletzung) im Vergleich zum offenen Verfahren besteht. Auch das Wiederauftreten von Rezidiven (erneuter Ausbildung eines Leistenbruches) an der gleichen schon operierten Stelle scheint nach diesen Auswertungen erhöht zu sein. Das Netz wird in der Regel mit Tackern befestigt, die wiederum Auslöser von Schmerzen sein können. Es gibt Tacker, die wie Riegel im Schambein steckten und entfernen müssen, da sie die Ursache chronischer Schmerzen waren.
Hämatome (Bluterguss) und Serome (Ansammlung von Wundflüssigkeit) sind sowohl bei dem offenen Verfahren als auch bei den laparoskopischen Verfahren zu beobachten! Verletzung der Nerven (ilioinguinalis, iliohypogastricus, genitofemoralis) werden bei offenen Verfahren beschrieben, doch es gibt klare Hinweise, dass bei Darstellung dieser Nerven verhindert werden kann. Das Auftreten von chronischen Schmerzen wird auch bei laparoskopischen Verfahren beobachtet – immer wieder versucht man durch weitere Studien (Ersatz der Tacker durch Kleber) diese Quote zu senken.
Wichtig ist die präoperative ( vor der Operation) Analyse, ob der Patient Schmerzen hat und möglicherweise eine isolierte Nerveneinklemmung vorliegt. In diesem Fall sollte das offene Verfahren auf jeden Fall favorisiert werden, da nur so, die Schmerzursache beseitigt werden kann. Immer wieder kommt es bei Patienten, die vor der laparoskopischen Operation schon Schmerzen hatten, auch nach dem Eingriff zu Schmerzen. Dies kann einmal daran liegen, dass die Ursache des Schmerzes, nämlich die Nerveneinklemmung, nicht beseitigt werden konnte; aber auch bei laparoskopischen Eingriffen sind Nervenverletzungen – nicht nur bei offenen – möglich.
Ein Hinweis auf die Akzeptanz eines Verfahrens kann auch sein, wie häufig die laparoskopische Leistenbruchoperation in den USA, England, Schweden angewendet wird. Die Verläufe zeigen, dass in diesen Ländern eine anfängliche Euphorie (z.B. Schweden) einer Ernüchterung gewichen ist: die Zahlen für die laparoskopische Herniotomie schwanken zwischen 7-11%.
Es gibt kein Verfahren ohne Nebenwirkungen, Bezeichnungen können irreführend sein. Also fragen Sie nach den Nebenwirkungen, den Komplikationen! Fragen Sie, muss unbedingt ein Eingriff in der Bauchhöhle oder direktem Bezug zur Bauchhöhle stattfinden.
Die Verfahren, die Meshplug oder PHS-System verwenden, setzen darauf, dass der Eingriff schnell über die Bühne geht und möglichst kein Rezidiv (erneutes Auftreten eines Leistenbruches an der gleichen Stelle) zu beklagen ist. Dafür verwendet man dreidimensional vorgefertigte Netzplomben, die zu einer erheblichen Bindegewebsreaktion – viel Fremdmaterial – führen können und ggf. sogar im Spätverlauf (meshplug) Darmfisteln in der Leiste verursachen können.
Man muss sich gerechterweise fragen, ist so viel Fremdmaterial wirklich in jedem Fall erforderlich? Oder sollte man nicht eine Rekonstruktion anstreben, mit nur so viel Fremdmaterial wie nötig? Es ist unbestritten, dass durch die Netztechnik eine erhebliche Verbesserung der Erfolgsraten in der Leistenbruchchirurgie erzielt werden konnte. Ein Netz, das plan (flach) in der tiefen Schicht (Rückwand, Transversusfaszie, Leistenkanalhinterwand) mit Netztechnik (modifizierter Shouldice) in einer Compositetechnik aufgebracht und befestigt wird, berücksichtigt die Anatomie der Leiste und verstärkt diesen Bereich möglichst physiologisch.
Brennen und Taubheitsgefühl nach einer Leistenbruchoperation ist erst mal nichts Aufregendes und verschwindet in der Regel auch wieder. Hämatom (Bluterguss) oder Serom (Ansammlung von Wundflüssigkeit) sollten durch Ultraschall erkannt und beobachtet werden, um rechtzeitig therapeutisch (z.B. Punktion) eingreifen zu können. Eine Infektion ist ein sehr seltenes Ereignis.
Allgemein ist zu sagen, dass bei ausreichender Zeit zur Operation, schonender anatomischer Präparation und möglichst physiologischer Versorgung des Defektes die Risiken für eine Komplikation gering sind. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung fand heraus, dass Leistenbruchoperationen unter einer bestimmten Zeit – also sehr schnell operiert – mit einem höheren Komplikationsrisiko verbunden sind. Wir sollten keinen Wettbewerb haben, wer die schnellste Leistenbruchoperation hat.
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Hallo Dr. Holzheimer, ich hatte Ende Mai 2019 mein Leistenbruch Op an der rechten Leiste über den Bauchraum. Nach der Op 3 Tage zuhause war mein rechter Oberschenkel taub mit starkem kribbeln etc. das Kribbeln ist nach der Zeit vergangen. Nun nach 9 Monaten passiert ständig wenn ich auf Toilette gehe das mein rechtes Bein einschläft, ebenso habe ich noch Schmerzen im Bauch Leistenbereich, als hätte es keine Op gegeben. Leider sagt der Operateur dass alles in Ordnung ist, ich habe keinen Leistenbruch und dass es evtl noch von der Narbenbildung sein kann dass die Schmerzen noch nicht besser sind, ich werde vertröstet mit es braucht Zeit. Eine neue Op würde keinen Sinn machen nur verschlimmern. Orthopäde und Neurologen sagen auch es ist nix orthopädisches und nix Neurologisches. Ich bin etwas ratlos an wen ich mich noch wenden kann der sich um mein Problem kümmert. Keiner will eine Therapie verschreiben. Haben Sie einen Ratschlag was evtl schief gegangen ist und zu wem ich gehen kann. In München? Sagen andere Leistenbruch Spezialisten dass sich der Operierende Arzt drum kümmern muss und wollen mir keinen Termin geben. Danke für Ihr Feedback