Artikel 19/05/2016

Schmerztherapie nach dem Fasziendistorsionsmodell (FDM)

Team jameda
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Das FDM ist ein funktionell-anatomisches Modell, in dem Verletzungen oder andere Erkrankungen (Schmerzen) auf ein oder mehrere von sechs spezifischen Distorsionen der Faszien zurückgeführt werden. Es ist ein ganzheitliches Konzept, in dem die Ursache für Schmerzen und Funktionsstörungen in
krankhaften Verformungen der Faszien gesehen wird. Das FDM nutzt dabei erstmals zur Diagnostik eine neue Betrachtungsweise, welche insbesondere die
Gestik und Schmerzanzeige des Patienten in wertvolle Informationen übersetzt.

Was genau ist eigentlich eine Faszie?

Faszie ist ein dehnbares aus gekreuzt verlaufenden kollagenen Fasern und elastischen Netzen aufgebautes Bindegewebe. Faszie umhüllt, umschlingt, umgibt, trennt, unterteilt, schützt, isoliert sowie puffert Knochen, Nerven und Sehnen.

Jede einzelne Muskelfaser ist in eine Faszie gehüllt. Unser ganzer Körper ist gleichsam durch ein Gerüst der Faszie organisiert und strukturiert. Eine Faszie kann durch viele Faktoren beeinflusst werden wie Viren, Bakterien, Tumoren und Traumen (Verletzungen).

Überall, wo Schmerzen im Spiel sind, ist Faszie mitbetroffen. Faszie ist somit ein sensomotorisches Sinnesorgan, d.h. die Sensoren für Position, Berührung und Schmerz liegen in der Faszie. Das fasziale Netzwerk „spürt“ den Körper und gibt permanente Informationen an das Gehirn. Wo auch immer Krankheit, Tumoren oder Verletzungen im Körper zu Schäden führen, der Schmerz kommt von der involvierten Faszie.

Diagnosen wie Arthrose, Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose oder Meniskusriss werden auf der Grundlage von Interpretationen bildgebender Verfahren gestellt. Die klinische Praxis zeigt jedoch, dass häufig kein ursächlicher Zusammenhang zwischen diesen Diagnosen und der eigentlichen Schmerzursache besteht.

In diesem Dilemma befand sich auch der amerikanische Arzt und Osteopath Stephen Typaldos, als er 1991 das Fasziendistorsions-Modell entwickelte.

Was versteht man unter dem Fasziendistorsions-Modell?

Sein Modell ist eine Idee, eine zweckmäßige Betrachtungsweise der Wirklichkeit. Vorhersagen aus diesem Modell treten daher in der beobachteten Realität auch ein. Es handelt sich also bei den verschiedenen Fasziendistorsionen nicht um morphologisch exakt nachweisbare Veränderungen, sondern um Abstraktionen von in der Realität beobachteter Phänomene.

Alle Fasziendistorsionen kann man somit auch nicht mit bildgebenden Verfahren darstellen. Typaldos unterscheidet folgende sechs Fasziendistorsionen:

  • Triggerband (TB): Verdrehtes, eventuell längs eingerissenes Faszienband. Der Patient zeigt brennende sowie ziehende Schmerzen entlang eines Bandes.
  • Hernierter Triggerpunkt: Vorwölbung von Gewebe durch eine Faszienebene (HTP). Der Patient zeigt einen punktförmigen tiefen sowie dumpfen Schmerz in Weichteilen.
  • Continuum Distorsion (CD): Störung in der Übergangszone zwischen Knochen und Bandapparat. Der Patient zeigt stechenden und punktförmigen Schmerz meist gelenknah (oft nach Traumen).
  • Faltdistorsion (FD): Dreidimensionale Störung der Faltfaszie. Der Patient spürt akute Schmerzen tief im Körper/ Gelenk oft in Verbindung mit einem Instabilitätsgefühl.
  • Zylinderdistorsion (CyD): Verhedderung der Spiralwindungen in der Haut.
    Der Patient spürt tief im Körper/ Extremität nicht greifbaren oft springenden Schmerz ohne genaue Lokalisation (oft verbunden mit Zittern oder Gefühls-Missempfindungen).
  • Tektonische Fixation (TF): Verlust der Gleitfähigkeit zwischen 2 Faszienebenen. Der Patient spürt Steifheit sowie ein eingerostetes hartes Endgefühl mit globalem Bewegungsverlust ohne Schmerzen.

Wird eine Distorsion nach dem FDM von Typaldos behandelt und korrigiert, besteht das Problem nicht mehr und der Körper hat den gleichen Status wiedererlangt wie vor der Distorsion der Faszie.

Was macht das Fasziendistorsionsmodel nach Typaldos aus?

Das revolutionäre am FDM nach Typaldos ist, dass allein die Schmerzgestik des Patienten für die Diagnose und Therapie als entscheidendes Kriterium genutzt wird.

Der permanente Austausch zwischen Patient und Therapeut - ob dieser bei der Behandlung korrekt auf dem entsprechenden Schmerz ist - ist essentiell für die FDM Behandlung. Der Patient „leitet“ den Therapeuten durch die Behandlung.

Für wen ist eine FDM nicht geeignet?

Relative Kontraindikationen für die FDM Behandlung sind offene Wunden, Verbrennungen, Dermatosen, Einnahme blutverdünnender Medikamente, Glaukom, kardiale Dekompensation sowie Frakturen und eingeklemmte Hernien in der Leistengegend.

Gegen das Fasziendistorsionsmodell an sich kann es natürlich keine Kontraindikationen geben.

Welche Nebenwirkungen der FDM sind bekannt?

Im Rahmen der Aufklärung sollte der Patient über die Behandlung wissen, dass diese unter Umständen recht schmerzhaft sein kann. Dies trifft vor allen für die Therapie der Triggerbänder und der hernierten Triggerpunkte zu.

Es können dabei teils erhebliche Blutergüsse/ Hämatome im behandelten Gewebe auftreten, die nach einigen Tagen natürlich wieder verschwinden. Auch kann 1-2 Tage nach der Behandlung ein Muskelkatergefühl vorhanden sein.

Fazit

Dafür kann man nach jeder FDM Behandlung mit einer anhaltenden Schmerzreduktion und einer funktionellen Verbesserung der Beweglichkeit rechnen. Ziel jeder FDM Therapieeinheit ist es jedoch den primären Schmerzverursacher - die Fasziendistorsion - zu korrigieren.

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