Artikel 12/02/2017

Tagesmüdigkeit trotz CPAP-Therapie: Das sind die Ursachen!

Dr. Robert-Marie Frey Zahnarzt, Fachzahnarzt für Oralchirurgie
Dr. Robert-Marie Frey
Zahnarzt, Fachzahnarzt für Oralchirurgie
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Sie haben sich daran gewöhnt, nachts eine Atemmaske zu tragen und die Anzahl Ihrer Apnoen und Hypopnoen hat sich durch die nächtliche Beatmung auf ein Minimum reduziert? Sie meinen zwar, die Therapie verlaufe erfolgreich, in Wahrheit fühlen Sie sich tagsüber jedoch schlapp und haben das Gefühl, den ganzen Tag schlafen zu können?

Die CPAP-Therapie

Patienten, die von der obstruktiven Schlafapnoe betroffen sind, erhalten meist früher oder später eine sogenannte CPAP-Therapie. Obstruktion bedeutet Verengung. Diese Verengung betrifft hier die oberen Atemwege. Da die Lunge eine ausreichende Menge Luft über den verengten Luftkanal ansaugen muss, fällt es dem Körper schwer zu atmen.

Obwohl die Atmung reflexartig geschieht und das Gehirn eigentlich nicht aktiv dafür arbeiten muss, erschwert die Obstruktion die Atmung, sodass sich das Gehirn in Alarmbereitschaft befindet, um im Falle eines Atemaussetzers einen Weckreiz auszusenden. Dadurch wird Ihr Schlaf unruhiger, die erholsamen Tiefschlafphasen nehmen ab oder finden überhaupt nicht mehr statt. Die Überdruckbeatmung mit CPAP behandelt dieses Problem zwar in der Nacht, aber was passiert tagsüber?

Existiert die Verengung nur in der Nacht?

Sie brauchen kein Experte zu sein, um zu wissen, dass eine Verengung der oberen Atemwege auch die Atmung während des Tages erschwert. Im Rahmen der stabilen Seitenlage kann der Kopf des Patienten überstreckt werden, wodurch für eine freie Atmung und einen optimalen Durchlauf durch alle Atemwege gesorgt wird.

Wer mag, kann das gerne einmal an sich selbst testen und den Kopf möglichst weit nach vorne nehmen. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel besser die Atmung in dieser Haltung funktioniert. Dieser unscheinbare Trick ist tatsächlich eine beliebte Taktik bei Läufern und Sprintern, um während des Wettkampfes ihren erhöhten Sauerstoffbedarf optimal abdecken zu können.

Wesentlich schwerer fällt dagegen das Atmen, wenn der Kopf nach hinten gezogen wird. Menschen mit einer anatomisch bedingten Atemwegsverengung überstrecken ihren Kopf instinktiv, da sie unbewusst realisieren, dass sie durch diese Haltung besser atmen und schlafen können.

Doch was einer freien Atmung und einer besseren Sauerstoffversorgung im Körper zugutekommt, kann andernorts Probleme bereiten. Ihr Körper sieht sich vor die Wahl gestellt: freies Atmen oder eine optimale und aufrechte Haltung.

Da die Sauerstoffzuvor wichtiger erscheint, entscheidet sich der Instinkt dazu, den Kopf übersteckt und somit nach vorne zu halten. Diese dauerhafte Fehlhaltung führt jedoch zu anderen schwerwiegenden Beschwerden: Schmerzen im Hals- und Nackenbereich, Kopfschmerzen bis hin zu Migräne, Muskelverspannungen und Fehlstellungen im übrigen Bewegungsapparat können die Folge sein.

Welche alternativen Behandlungsmethoden gibt es?

In der Regel behandelt die CPAP-Therapie einzig und allein die Symptome der Obstruktiven Schlafapnoe. Um sie jedoch auch tagsüber in den Griff zu kriegen, bedarf es der Ursachenbehandlung. Mit dem sogenannten bimaxillären Advancement wird die Verengung der Atemwege operativ korrigiert, die Atmung kann so im Anschluss - sowohl am Tag als auch in der Nacht - wieder unproblematisch verlaufen. Schnarchen und Schlafapnoe gehören somit der Vergangenheit an.

Spricht man mit Patienten, die eine Atemmaske nutzen, hört man in der Regel viel Positives, denn der nächtliche Schlaf ist endlich wieder erholsam und die Angst vor möglichen Atemaussetzern nicht mehr allgegenwärtig.

Doch es gibt auch Patienten, die mit Problemen konfrontiert werden und weniger Freude am Behandlungserfolg haben. Welche Probleme bei der Behandlung auftreten können, erfahren Sie in Folgendem.

Funktioniert die CPAP-Maske auch während der Heuschnupfen- und Erkältungszeit?

Eine der meist gestellten Fragen in Schlafapnoe-Foren lautet: ‘Wie macht ihr das mit der Beatmung bei Erkältung oder Heuschnupfen?’

Tatsächlich können verschleimte Atemwege und eine verstopfte Nase die nächtliche Beatmung zur Qual machen. Die häufigste Konsequenz ist das Aussetzen der Beatmung. Während einer ganz normalen Erkältung, die bald wieder abklingt, ist das weniger beeinträchtigend - bei Heuschnupfen sieht dies aber ganz anders aus. Heuschnupfen-Patienten leiden meist monatelang, viele sogar von Frühling bis in den Herbst hinein an den Atemaussetzern.

Eine Unterbrechung der CPAP-Therapie kann hier jedoch schwerwiegende Folgen haben. Da Allergien die Atmung um ein Vielfaches erschweren, kann die Schlafapnoe in diesen Fällen deutlich verstärkt werden. Spezielle Filter und Nasenduschen können hier Linderung verschaffen.

Trockene Schleimhäute

Unabhängig von Erkältungen und Allergien können die Schleimhäute von Mund und Nase auch durch die sogenannte Mundatmung gereizt und ausgetrocknet werden. Mundtrockenheit und ein pelziges Gefühl auf der Zunge können die Folge sein.

Nicht selten beeinflusst das die Mundflora, denn diese setzt sich aus einer Vielzahl von Mikroorganismen und Bakterien zusammen, deren Aufgabe es ist, Nahrungsreste zu zerkleinern und abgestorbene Zellen zu beseitigen. Veränderungen des Milieus können das Wachstum bestimmter Bakterien verstärken und so unangenehmen Mundgeruch zur Folge haben.

Trockene Schleimhäute sind leider keine Seltenheit, denn oft ist der Mund während der CPAP-Beatmung geöffnet, da auf diesem Wege der Luftstrom beim Ausatmen entweichen kann. Nach dem Einatmen wird die Luft in den Lungen befeuchtet und wieder ausgeatmet. Atmet man durch die Nase, werden die dortigen Schleimhäute kontinuierlich mit Feuchtigkeit versorgt. Findet dieser Prozess jedoch nicht statt, trocknen sie aus.

Symptome können geschwollene Schleimhäute, Nasenbluten oder eine laufende Nase sein. Da geschwollene Nasenschleimhäute zu einer zusätzlichen Verengung der Atemwege führen, kommt es zu einem höheren Atemwegswiderstand, der wiederum eine Umstellung auf Mundatmung zur Folge haben kann - ein Teufelskreis.

Sodbrennen, Völlegefühl und Luft im Magen

In der Regel wandert die Atemluft aus dem CPAP-Gerät durch die Atemwege. Hin und wieder kann es jedoch vorkommen, dass ein kleiner Teil der Luft in den Magen gepumpt wird.

Das geschieht meist dann, wenn der Beatmungsdruck zu hoch eingestellt wurde. Der Schließmuskel am unteren Ende der Speiseröhre gibt dem erhöhten Druck der Atemluft nach und lässt sie in den Magen. Der Sauerstoffbedarf des Patienten kann so nicht vollständig gedeckt werden.

Im Allgemeinen macht sich das durch ein gewisses Völlegefühl, Sodbrennen und durch Aufstoßen bemerkbar, in Extremfällen kann es sogar zum Erbrechen führen. Vermeiden lässt sich dieses Problem nur durch die Anpassung der Druckstärke am CPAP-Gerät.

In manchen Fällen kann es jedoch vorkommen, dass zwar die Magenbeschwerden ausbleiben, der Atemdruck aber nicht ausreichend ist, um den persönlichen Sauerstoffbedarf zu decken.

Brust- und Lungenschmerzen

Viele Patienten bemerken besonders zu Beginn einer CPAP-Therapie Schmerzen im Brust- und Lungenbereich. Sicherlich können diese Symptome beunruhigend sein, denn sie erinnern an Krankheiten wie Herzinfarkt oder Lungenkrebs. Ein Besuch beim Arzt ist daher immer eine gute Entscheidung. In den meisten Fällen ist die Ursache der Schmerzen aber nur ein einfacher Muskelkater.

Durch den dauerhaften Überdruck während der CPAP-Beatmung muss der Körper auch beim Ausatmen einem erhöhten Widerstand entgegenarbeiten und die Atemmuskulatur wird dadurch stärker beansprucht. Wie bei anderen Muskelpartien unseres Körpers kann auch eine Beanspruchung der Atemmuskulatur zu einem klassischen Muskelkater führen.

Der ist zwar unangenehm und schmerzhaft, aber ungefährlich. In der Regel verschwindet der Muskelkater nach nur wenigen Tagen. Mit der Zeit tritt zudem eine Gewöhnung ein, Verspannungen treten dann nur noch gelegentlich auf.

Einschlafprobleme durch CPAP-Gerät

Die CPAP-Beatmung erfordert nicht nur von Patienten eine gewisse Anpassung. Neben der persönlichen Überwindung müssen auch Partner und Familie eine Phase der Umstellung in Kauf nehmen.

Obwohl moderne Geräte mittlerweile sehr leise sind, berichten viele Lebenspartner von anfänglichen Einschlafschwierigkeiten durch das kontinuierliche Pump- und Atemgeräusch. Sicherlich kann diese, wenn auch geringe, Geräuschkulisse den Einschlafprozess herauszögern, sie ist jedoch sicherlich weitaus angenehmer als das Schnarchen oder das nächtliche Nachluftschnappen.

Einige Patienten berichten zudem, sich nur schwerlich an das Tragen einer Maske gewöhnt zu haben, da sie diese als äußerst einengend empfanden und dadurch nahezu klaustrophobische Empfindungen verspürten.

Bekanntermaßen treten diese Missempfindungen vorzugsweise bei der Nutzung von Nasen-Mund-Masken und Fullfacemasken auf, komfortabler dagegen gelten Nasenmasken. Atmet der Patient normalerweise durch den Mund, hilft ein Mundstück oder eine spezielle Zahnschiene.

Gesundheitliche Schäden

Viele Betroffene fragen sich, ob die dauerhafte Beatmung in der Nacht längerfristig gesundheitliche Probleme verursachen kann. Hierzu gibt es bisher keine offiziellen Studien. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass die CPAP-Beatmung langfristig zu einer Verringerung des Lungenvolumens führen kann, da eine kontinuierliche Überblähung die Lunge schädigen kann.

Gelegentlich ist bei Patienten eine gewisse Gewöhnung zu erkennen. Die Entlastung der Atemmuskulatur wie auch die erleichterte Atemtätigkeit werden hier als besonders angenehm und komfortabel empfunden.

Die unterforderte Muskulatur erscheint sich bei normaler Atemtätigkeit aber übermäßig anstrengen zu müssen - es wird deshalb geraten, die Maske ausnahmslos während des Schlafes einzusetzen.

Tägliche Reinigung der Maske

Wie jedes medizinische Hilfsmittel benötigt auch das CPAP eine gewisse Pflege.

Hersteller empfehlen, die Atemmasken nach jeder Benutzung zu reinigen. Da eine tägliche Reinigung vielen Patienten zu aufwendig erscheint, wird sie häufig vernachlässigt.

Das Problem ist jedoch, dass sich Bakterien in ihr tummeln, auch wenn die Maske nach Gebrauch sauber erscheint. Diese können beim nächsten Einsatz in die Lunge gelangen und dort in manchen Fällen zu ernsthaften Erkrankungen wie z.B. Bronchitis oder Lungenentzündung führen. Eine bestimmte Hygiene sollte daher zur täglichen Routine gehören.

Fazit

Eine CPAP-Therapie ist zwar in vielerlei Hinsicht äußerst hilfreich, erfordert jedoch zusätzlich ein gewisses Maß an regelmäßigem Aufwand und führt gegebenenfalls zu bestimmten Einschränkungen.

Für Patienten, die sich nicht mit der Nutzung eines CPAP-Gerätes arrangieren können oder gewisse Einschränkungen nicht in Kauf nehmen möchten, ist ein bimaxilläres Advancement die erfolgsversprechendste Alternative. In den meisten Fällen kann sie die Ursache der Atemschwierigkeiten und somit die obstruktive Schlafapnoe operativ beheben.

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