Artikel 07/02/2017

Sind Ihre Prostata-Werte noch im Normbereich?

Team jameda
Team jameda
prostata-werte-psa-hb-bedeutung-normbereich

Sie haben Ihre Prostatawerte kontrollieren lassen und wissen nicht, wie Sie die Ergebnisse interpretieren sollen? Bevor Ihr Urologe es ihnen erklärt, lesen Sie hier mehr über die Bedeutung von PSA, CRP, Gleason, HB und Co.

PSA: Bedeutung und Normbereich

Die Prostata produziert ein Sekret, das die Spermien beweglich macht. Ein Bestandteil des Prostata-Sekrets ist das PSA-Enzym, ein prostataspezifisches Antigen, das in sehr geringem Anteil in den Blutkreislauf gelangt.

PSA-Werte erhöhen sich mit zunehmenden Alter. Das ist ganz normal und auf die Vergrößerung der Prostata zurückzuführen.

PSA-Normalwerte je nach Altersgruppe:

Alter

PSA-Wert (ng/ml)

40 bis 49

2,3 bis 2,5

50 bis 59

3,3 bis 3,5

60 bis 69

4,5 bis 5,4

70 bis 79

6,0 bis 6,5

Interpretation abnormer PSA-Werte

Der wichtigste Punkt, den es zu beachten gilt,  ist folgender: Ein erhöhter PSA-Wert ist lediglich ein Hinweis darauf, dass Prostatakrebs vorliegen könnte. Er ist aber keinesfalls mit Prostatakrebs gleichzusetzen. Außerdem können auch niedrige PSA-Werte bei Prostatakrebs vorliegen.

Es gibt mehrere Gründe, die zu erhöhten PSA-Werten führen, wie zum Beispiel:

Nicht nur Prostataerkrankungen führen zu erhöhten PSA-Werten, sondern auch mechanische Reizungen der Prostata und des Beckenbereichs, wie zum Beispiel Geschlechtsverkehr und Fahrradfahren. Radfahren oder eine Ejakulation verzweifachen die PSA-Werte für eine Dauer von 1 - 2 Tagen. Tipp: Fahren Sie vor einer PSA-Messung lieber nicht mit dem Fahrrad zum Arzt.

Bei der Interpretation erhöhter PSA-Werte beachtet der Arzt folgende Punkte:

  • Als erstes muss eine akute oder chronische Prostataentzündung ausgeschlossen werden.
  • Bei einer akuten Prostataentzündung, die mit Antibiotika behandelt wird, senken sich die PSA-Werte schnell und normalisieren sich spätestens nach 3 Monaten.
  • Bei einer chronischen bakteriellen Prostataentzündung, die mit Antibiotika behandelt wird, senken sich die PSA-Werte um etwa 25 %.
  • Stark schwankende PSA-Werte sind in der Regel nicht mit einer Krebserkrankung verbunden.

Basierend auf den Empfehlungen der deutschen Fachgesellschaften besteht bei einem PSA-Wert über 4 ng/ml weiterer Klärungsbedarf. Zu diesem Zweck bestimmt der Arzt weitere PSA-Parameter, wie zum Beispiel den PSA-Quotienten, die PSA-Verdoppelungszeit und die PSA-Dichte.

  • PSA-Quotient: Das PSA schwimmt entweder frei im Serum oder ist an Serumproteine gebunden. Das freie und das gebundene PSA ergeben zusammen den PSA-Wert. Das Verhältnis zwischen dem freien PSA und dem gesamten PSA ist der PSA-Quotient, der weitere Informationen über den Grund des erhöhten PSA-Wertes Bei einem PSA-Quotienten von > 20% liegt eher kein Prostatakrebs vor.
  • PSA-Verdoppelungszeit: Mehrere PSA-Messungen in Folge vermitteln wichtige Informationen. Verdoppeln sich ansteigende PSA-Werte in kurzer Zeit, ist das ein schlechtes Zeichen. Beträgt die PSA-Verdoppelungszeit bei PSA-Werten unter 6 ng/ml mehr als 24 Monate, , ist Prostatakrebs weniger wahrscheinlich.
  • PSA-Dichte: Das Verhältnis vom PSA-Wert zum Prostatavolumen ist die PSA-Dichte. Eine hohe PSA-Dichte deutet auf ein Prostatakarzinom hin.

Folgen und Kosten der PSA-Bestimmung

Regelmäßige PSA-Messungen als Vorsorgemaßnahme sind nicht bei allen Männern ratsam, weil Studien gezeigt haben, dass der unangemessene Einsatz von PSA-Messungen zu unnötigen und beeinträchtigenden Behandlungen gesunder Männer führte. Deswegen kommen die gesetzlichen Krankenkassen nicht für die Messung auf.

Bei Männern mit erhöhtem Krebsrisiko oder -diagnose werden PSA-Messungen von den Krankenversicherungen dagegen bezahlt. Bei der Einschätzung des Krebsverlaufs nach einer OP bedeutet die Senkung erhöhter PSA-Werte hin zum Normbereich, dass die Erkrankung rezidivfrei ist.

Eine Tumorprogression nach einer OP wegen Prostatakrebs ohne PSA-Anstieg ist äußerst selten. Nach einer Bestrahlung der Prostata jedoch steigen die PSA-Werte vorübergehend an.

CRP: Bedeutung und Normbereich

CRP ist die Abkürzung für C-reaktives Protein, ein Eiweiß im Blut, dessen Blutkonzentration bei entzündlichen Erkrankungen ansteigt, besonders bei bakteriellen Infektionen.

Das CRP ist besonders wertvoll für die Feststellung des Schweregrades einer entzündlichen Erkrankung, denn sie erhöhen sich sofort bei jedem entzündlichen Prozess, meistens schon bevor die Symptome eintreten. Dank der hohen Empfindlichkeit der CRP-Werte ist es möglich, den Entzündungsverlauf und die Therapiewirksamkeit richtig einzuschätzen.

CRP haben auch gesunde Menschen im Blut. Aber der Normbereich der CRP-Werte bei Erwachsenen ist auf 10mg/l begrenzt. Allerdings können normale CRP-Werte je nach Labor abweichen, wenn unterschiedliche Analysemethoden oder -geräte benutzt werden. In diesen Fällen werden die Normalwerte gesondert neben Ihrem Wert angegeben.

Interpretation abnormer CRP-Werte

Sind Ihre CRP-Werte zu hoch, gibt es grundsätzlich zwei Interpretationsmöglichkeiten:

  • Bei Prostatasymptomen: Sie leiden wahrscheinlich unter einer Prostata- oder anderen Harnwegsentzündung.
  • Ohne Prostatasymptome: Ihre Prostata ist womöglich einwandfrei und sie leiden unter einer anderen Entzündung, wie zum Beispiel einer Atemwegsentzündung.

Der Schweregrad einer Entzündung kann auf Basis der CRP-Werte wie folgt bestimmt werden:

CRP-Werte

Interpretation

10 bis 50 mg/l

Leichte oder örtlich begrenzte Entzündung

50 bis 100 mg/l

Mäßige bis starke Entzündung

> 100 mg/l

Schwerwiegende Entzündung

Allerdings sind leicht erhöhte CRP-Werte bei Rauchern und Ausdauersportlern üblich, ohne dass eine Entzündung vorliegt.

In der Regel senken sich erhöhte CRP-Werte nach der erfolgreichen Behandlung wieder.

Gleason-Wert: Bedeutung und Wertbestimmung

Der Gleason-Wert, auch Gleason-Score genannt, ist eine Methode, mit der der Arzt Prostatakrebszellen auf ihre Aggressivität prüft. Wenn aufgrund klinischer Untersuchungen und erhöhter PSA-Werte ein Verdacht auf Prostatakrebs besteht, ist eine Prostatabiopsie ratsam.

Dazu führt der Arzt unter Ultraschallkontrolle eine feine Hohlnadel über den Enddarm in die Prostata ein. Er entnimmt 10 bis 12 Gewebeproben, die im Labor untersucht werden. Die Gewebeprobeentnahme ist schmerzhaft, deswegen wird sie unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Darüber hinaus bekommen Sie ein Antibiotikum vor der Biopsie, um das Risiko einer Infektion zu verringern.

Interpretation:

Gleason-Score

Aggressivität

6

gering

7

mittel

8 bis 10

stark

Einen Normbereich gibt es für Gleason-Werte nicht. Ein niedriger Gleason-Wert weist darauf hin, dass der Krebs nur langsam wächst. Die Folge ist, dass weniger aggressive Behandlungen nötig sind.

Der Gleason-Score ist zusammen mit dem PSA-Wert und der TNM-Klassifikation sehr wichtig, um die Prognose des Prostatakrebses zu stellen,.

Mit der TNM-Klassifikation kann die Ausdehnung des Primärtumors beschrieben, der Lymphknotenbefall festgelegt und Metastasen nachgewiesen werden. Je nach Prognose empfiehlt der Arzt unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten.

Hb-Werte: Bedeutung und Normbereich

„Hb“ ist die Abkürzung für Hämoglobin, ein Komplex aus Eiweiß und Eisen, der das Blut rot färbt. Hb ist sehr wichtig, weil es den Sauerstoff im Blut transportiert.

Normale Hb-Werte:

Normwerte in mmol/l

Normwerte in g/dl

Männer

8,1 bis 11,0

13 bis 17

Frauen

7,4 bis 10,0

12 bis 16

Tipp: Die Hb-Referenzwerte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden.

Interpretation zu hoher und zu niedriger Hb-Werte

Zu niedrige Hb-Werte im Blut vermitteln Informationen über verschiedene Krankheiten, wie zum Beispiel Blutarmut wegen Eisenmangel oder Blutverlust, Folsäure- und Vitamin-B-12-Mangel, Erkrankungen der Nieren oder des Darms. Wenn die Hb-Werte im Blut zu niedrig sind, können die roten Blutkörperchen den Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgen.

Blutarmut ist häufig eine Begleiterscheinung von verschiedenen Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Prostatakrebs. Sie wird entweder von der Erkrankung selbst oder von der Therapie ausgelöst. Die Folgen sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel, Schwäche, Atemlosigkeit und Kopf- oder Brustschmerzen. Die Hb-Werte werden in solchen Fällen wieder mittels Eisensubstitution und der Wahltherapie mit rekombinantem Erythropoietin angehoben.

Zu hohe Hb-Werte haben auch Raucher und Menschen, die sich längere Zeit in großen Höhen aufhalten oder zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen.

PSA-, CRP-, Gleason- und Hb-Werte bestimmen

Die Bestimmung der PSA-, CRP- und Hb-Werte ist einfach: Eine Blutprobe wird Ihnen aus einer Armvene entnommen, um sie im Labor auszuwerten. Für die Bestimmung des Gleason-Wertes ist eine Prostatabiopsie notwendig.

Die Kosten der CRP-, Gleason- und Hb-Wertebestimmung werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen, insofern der Überweisungsgrund mit den medizinischen Leitlinien übereinstimmt. Es ist immer ratsam, sich mit der Krankenkasse in Verbindung zu setzten, um vorab die Leistungen zu klären.

Eine PSA-Messung kostet zwischen 15 und 20 Euro. Bei Männern mit erhöhtem Krebsrisiko oder Krebsdiagnose werden PSA-Messungen von den Krankenkassen bezahlt.

Zusammenfassung

Wert

Zu hoch

Niedrig

Folgen

PSA

- Prostataentzündung

- gutartige Prostatavergrößerung

- Prostatakrebs

- mechanische Prostatareizungen

Keine medizinische Bedeutung

Klärung der Ursache mit weiteren Untersuchungen

CRP

Entzündung

Keine medizinische Bedeutung

- Evtl. frühzeitiger Therapieeinsatz

- Bestimmung des Schweregrades

- Beurteilung der Therapiewirksamkeit

Gleason

Aggressiver Prostatakrebs

Nicht-aggressiver Prostatakrebs

Anpassung des Behandlungsplans

Hb

- Höhenkrankheit

- Raucher

- Austrocknung

Blutarmut

Bei niedrigen Werten: ursachenspezifische Behandlung

6 Tipps, um Ihre Prostata-Werte senken

Sollten Sie erhöhte Prostata-Werte haben, können Sie sich mit folgenden Tipps helfen:

  • Vermeiden Sie eine mechanische Prostatareizung 1 - 2 Tage vor einer PSA-Wertbestimmung. Fahren Sie nicht mit dem Rad zum Arzt.
  • Keine Panik! Gehen Sie der Sache ruhig und vorsichtig nach.
  • Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass es sinnvoll ist, den Grund der Werteerhöhung zu behandeln, insofern das möglich ist.
  • Verschieben Sie Untersuchungen und Therapieansätze nicht.
  • Bewegen Sie Sich, ernähren Sie Sich gesund und vermeiden Sie Alkoholkonsum.
  • Nutzen Sie zusätzliche Möglichkeiten, Ihre vom Arzt vorgeschlagene Behandlung zu ergänzen, zum Beispiel mit Phytotherapie und Hydrotherapie.

Quellen:

  • Hanks GE, et al. Does screening for prostate cancer make sense?Sci Am 1996;275(3):114–115

  • Whittemore AS, et al. Prostate-specific antigen as predictor of prostate cancer in black men and white men.Journal of the National Cancer Institute. 1995;87(5):354–360

  • Thompson IM, et al. Prevalence of prostate cancer among men with a prostate-specific antigen level < or =4.0 ng per milliliter. The New England journal of medicine 2004;350(22):2239–2246

  • Epstein JI, et al. The 2014 International Society of Urological Pathology (ISUP) Consensus Conference on Gleason Grading of Prostatic Carcinoma: Definition of Grading Patterns and Proposal for a New Grading System. The American Journal of Surgical Pathology. 2016;40(2): 244–252

  • Leitlinienprogramm Onkologie der AWMW, Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Deutschen Krebshilfe e.V. Federführende Fachgesellschaft: Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms Version 2.0 – 1. Aktualisierung 2011. leitlinienprogramm-onkologie.de (Stand 28.10.2016)

  • Clyne B, et al. The C-reactive protein, J. Emerg. Med. 1999;17(6): 1019–25

  • Rice MJ, et al. Noninvasive hemoglobin monitoring: how accurate is enough? Anesth Analg. 2013;117(4):902-7

  • Nickolaus B. Deutscher Krebskongress: Strukturdiskussion dominierte über detaillierte Therapiefragen. Dtsch Arztebl 2000; 97(14): A-894 / B-771 / C-70

Die Veröffentlichung dieser Inhalte durch jameda GmbH erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung der Autoren. Die Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und jede Art der Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtes bedürfen der schriftlichen Zustimmung der jeweiligen Autoren.

Die Inhalte der Experten Ratgeber ersetzen nicht die Konsultation von medizinischen Spezialisten. Wir empfehlen Ihnen dringend, bei Fragen zu Ihrer Gesundheit oder medizinischen Behandlung stets eine qualifizierte medizinische Fachperson zu konsultieren. Der Inhalt dieser Seite sowie die Texte, Grafiken, Bilder und sonstigen Materialien dienen ausschließlich Informationszwecken und ersetzen keine gesundheitlichen Diagnosen oder Behandlungen. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Meinungen, Schlussfolgerungen oder sonstige Informationen in den von Dritten verfassten Inhalten ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors darstellen und nicht notwendigerweise von jameda GmbH gebilligt werden. Wenn die jameda GmbH feststellt oder von anderen darauf hingewiesen wird, dass ein konkreter Inhalt eine zivil- oder strafrechtliche Verantwortlichkeit auslöst, wird sie die Inhalte prüfen und behält sich das Recht vor, diese zu entfernen. Eigene Inhalte auf unserer Website werden regelmäßig sorgfältig geprüft. Wir bemühen uns stets, unser Informationsangebot vollständig, inhaltlich richtig und aktuell anzubieten. Das Auftreten von Fehlern ist dennoch möglich, daher kann eine Garantie für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität nicht übernommen werden. Korrekturen oder Hinweise senden Sie bitte an experten-ratgeber@jameda.de.


www.jameda.de © 2023 - Wunscharzt finden und Termin online buchen.

Diese Webseite verwendet Cookies.
Surfen Sie weiter, wenn Sie unserer Cookie-Richtlinie zustimmen.