Im Laufe des Lebens haben ca. 80 % aller Menschen mit Rückenschmerzen zu tun. Momentan leiden 27-40 % der Menschen darunter. Bei über 20 % der Bevölkerung ergeben sich chronische Verläufe. Die Wirbelsäule ist das biomechanische Zentrum unseres Körpers und somit betreffen die Folgen von Rückenschmerzen alle Lebensbereiche.
Betroffen sind beide Geschlechter und alle Altersstufen, wobei die Beschwerden am häufigsten im mittleren Lebensalter auftreten, also in der wichtigsten Produktivitäts- und Leistungsphase. Die Krankenkassen melden Jahr für Jahr, dass Rückenschmerzen die Ranglisten der Erkrankungen mit den längsten Ausfallzeiten anführen.
Wenn der Bewegungsapparat nicht ernsthaft geschädigt ist und schwerwiegende Krankheiten als Ursache des Rückenschmerzes ausgeschlossen sind, handelt es sich oftmals um reversible Funktionsstörungen infolge von Fehlbelastungen.
Wenn man die Biomechanik des Körpers anschaut, wird deutlich, warum Rückenschmerzen so häufig auftreten. In vielen Fällen betrifft der Schmerz die untere Lendenwirbelsäule. Oft ist auch das Becken verdreht, wodurch die Schmerzen einseitig am Beckengelenk auftreten können.
Durch die aufrechte Haltung des Menschen wird ein Großteil der mechanischen Lasten im Körper über das Becken getragen. Aus funktioneller Sicht kann man einen Rückenschmerz als einen „Fehler im Tragwerk“ interpretieren. Dieser Fehler entsteht nach neuen Erkenntnissen größtenteils jedoch nicht durch quantitative muskuläre Schwäche, zum Beispiel durch mangelndes Training, sondern auf der Ebene der Muskelsteuerung. Das erklärt auch, warum selbst austrainierte Profisportler biomechanische Probleme haben können.
Der menschliche Körper besitzt über 600 Muskeln. Für Bewegungen ist eine höchst präzise Koordination der beteiligten Muskelgruppen durch das Gehirn verantwortlich. Bei Belastungen kommt es darauf an, dass innerhalb von Sekundenbruchteilen Gelenke stabilisiert werden können, um so die Kräfte, die auf den Körper wirken, durch Gegenkräfte abzufangen.
Kommt es in der Muskelsteuerung zu Veränderungen, kann beispielsweise ein Knie beim Joggen nicht richtig stabilisiert werden und entwickelt Schmerzen und Überlastungen. Auch eine kleine „falsche“ Bewegung kann ausreichen, um den nächsten „Hexenschuss“ auszulösen, da die Muskulatur nicht adäquat auf die Belastung des Körpers reagiert.
Die Muskulatur des Körpers funktioniert von Natur aus symmetrisch. Im Laufe des Lebens ist der Körper jedoch vielfältigen Reizen ausgesetzt. Besonders bewusste und unbewusste Schmerzreize zwingen den Körper, seine Bewegungsabläufe zu verändern. Man spricht nach einer Verletzung auch von einer Schon- oder Fehlhaltung. Leider ist es jedoch so, dass diese Bewegungsabläufe auch noch vorhanden sind, wenn die Verletzung bereits verheilt ist. Dieses Phänomen wurde bereits vor über 50 Jahren von Janet Travell (Ärztin im Weißen Haus unter John F. Kennedy) beobachtet.
Durch neuartige funktionelle Analysen der Muskulatur können Schonhaltungen aufgedeckt werden und in vielen Fällen auch in einen genauen kausalen Zusammenhang gestellt werden, wo der Auslöser der muskulären Instabilität des Rückens liegt. So kann beispielsweise bei einem Rückenschmerz nach einem Bänderriss im Fuß die zusätzliche Behandlung des Knöchels dem Rücken mehr Stabilität geben als die Versorgung des Rückens alleine.
Die qualifizierte Chiropraktik ist ein Werkzeug, das nachweislich bei vielen biomechanischen Schmerzen helfen kann. Sie zählt neben der Schul- und Zahnmedizin zu den drei größten und bedeutendsten Heilberufen weltweit.
Das Wort Chiropraktik kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „mit der Hand behandeln“. Chiropraktische Behandlungen sind seit Jahrtausenden bekannt. Schon bei Hippokrates, dem „Vater der Medizin“, finden sich Dokumente über eine Wirbelsäulentherapie, die mit den Händen ausgeführt wurde.
In Deutschland ist die Chiropraktik bislang jedoch noch nicht als eigenständiger akademischer Heilberuf anerkannt. Die Behandlung ist bei richtiger Indikationsstellung und einem erfahrenem Chiropraktoren äußerst risikoarm und kann am gesamten Bewegungsapparat angewendet werden.
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