Bei einer Funktionsstörung des Kiefergelenks handelt es sich um eine Erkrankung, die weitreichende Folgen nach sich zieht. Die Beschwerden können bei Betroffenen vom Kopf bis abwärts in die Beine auftreten. Viele haben bereits eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bis endlich die Diagnose CMD gestellt wird und eine entsprechende Therapie in die Wege geleitet werden kann.
Oftmals werden CMD-Patienten am vermeintlichen Schmerzort behandelt, nicht jedoch am Ursprungsort der Beschwerden. Das heißt, dass nur die Symptome behandelt werden wie z.B. mit einer Spritzentherapie bei Rückenschmerzen oder mit einer medikamentösen Therapie bei Kopfschmerzen bzw. Migräne, nicht jedoch die Ursache der Beschwerden.
Im Folgenden Artikel werden die relativ komplexen Zusammenhänge im Hinblick auf die wichtigsten Begleitsymptome erläutert.
Tinnitus und Schwindel
Bei vielen Patienten, die an Tinnitus oder Schwindel leiden, ist eine fehlerhafte Bisslage Mitverursacher der Beschwerden. Die Geräuschwahrnehmung wird vom Innenohr gesteuert, das nicht nur beim Hörvorgang eine wichtige Rolle spielt, sondern auch als Gleichgewichtsorgan dient. Reize aus dem Innenohr werden über winzige Nervenfasern weitergeleitet.
Die Reize werden ständig an spezifische Areale im Hirnstamm gemeldet und sorgen so für die Geräusch- und die Gleichgewichtswahrnehmung. Im Hirnstamm werden verschiedene Nerven verschaltet.
In direkter anatomischer Nähe zu den Arealen der Geräuschwahrnehmung und den Arealen der Gleichgewichtsverschaltung findet die Verarbeitung der Informationen aus dem Bereich des Gesichtsnervs statt. Dieser sendet Informationen aus dem Bezirk der Kaumuskulatur (Kiefergelenkstellung, Zahnstellung) an den Hirnstamm. Eine Überaktivität, die durch einen Fehlbiss ausgelöst wird, führt so zu einer Projektion auf die Nervenzellen, die für die Geräuschwahrnehmung und für das Gleichgewicht verantwortlich sind und verursacht auf diese Weise einen Tinnitus bzw. Schwindel.
Verspannung der Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur
Neben Kopfschmerzen treten bei einer CMD sehr häufig Nacken- und Rückenschmerzen auf. Doch wie kommt es, dass eine Fehlstellung des Kiefergelenks zu schmerzhaften Verspannungen in der
CMD-Patienten leiden häufig unter Verspannungen (©fotolia-77262018-corbis_infinite)
Muskulatur führen kann?
Die Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur wird durch den Gehirnnerv und durch neutrale Fasern aus dem Rückenmark gesteuert. Das Rückenmark geht direkt in den Hirnstamm über; wo gleichzeitig die Verschaltung der Hirnnerven erfolgt.
In direkter anatomischer Nähe zu den Arealen des Hirnnervs findet die Informationsverarbeitung aus dem Bereich des Gesichtsnervs statt. Er sendet Informationen aus der Kaumuskulatur an den Hirnstamm. Eine Überaktivität, die durch einen falschen Biss ausgelöst wird, führt daher zu einer Projektion auf die Nervenzellen, die für die Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur verantwortlich sind und verursacht dort auf diese Weise eine Verspannung.
Kopfschmerzen/ Migräne
Heftige Kopfschmerzen und Migräne gehören zu den Hauptsymptomen einer CMD. Wenn man sich die anatomischen Verhältnisse vor Augen führt, wird verständlich, warum eine Funktionsstörung im Kiefergelenk für diese häufigen und vielfach sehr belastenden Beschwerden verantwortlich sein kann.
Der Kopfschmerz wird durch eine Reizung im Bereich des Großhirns verursacht. Durch Nervenfasern ist das Großhirn direkt mit dem Hirnstamm verbunden, wo auch die die Verschaltung des Gesichtsnervs erfolgt.
Der Gesichtsnerv sendet Informationen aus dem Bereich der Kaumuskulatur an den Hirnstamm. Wird durch einen Fehlbiss eine Überaktivität ausgelöst, führt das zu einer Projektion auf die Nervenzellen, die mit dem Großhirn verbunden sind. Auf diese Weise kommt es zu einem Reiz im Bereich des Großhirns, der dort Verspannungskopfschmerzen oder Migräne provoziert.
Beckenschiefstellung
Knieschmerzen können durch eine Beckenschiefstellung hervorgerufen werden (©fotolia-91703046-Monika Wisniewska)
Eine
Beckenschiefstellung kann u.a. Knie- und Hüftgelenksschmerzen, Kiefergelenkgeräusche, Verspannungen sowie Wirbelsäulenproblematiken nach sich ziehen. Ausdruck eines Beckenschiefstandes ist nicht selten eine reversible Beinlängendifferenz, die Ursache dahinter ist jedoch oftmals eine CMD.
Körper- und Beckenstatik werden durch die Skelettmuskulatur beeinflusst, die über das Rückenmark gesteuert wird. Das Rückenmark geht direkt in den Hirnstamm über, wo verschiedene Nerven verschaltet werden.
Der Gesichtsnerv, der über Nervenfasern mit der Wirbelsäule und dadurch mit der Beckenmuskulatur verschaltet ist, sendet Informationen aus dem Bereich der Kaumuskulatur an den Hirnstamm. Liegt ein Fehlbiss vor, kommt es zu einer Überaktivität, die zu einer störenden Reizweiterleitung führt und so eine Fehlsteuerung im Bereich der Beckenmuskulatur verursacht. Durch solche Reize kann eine reversible Beinlängendifferenz provoziert werden.
Diesen ausführlichen Bericht fand ich sehr hilfreich, da ich schon seit neun Jahren an einer schweren CMD leide, mit fast allen Symptomen, und nun die Zusammenhänge besser begreife, was mir hinsichtlich meiner Therapie von Nutzen sein wird. Vielen Dank für diese Informationen.