Ein COMT-Polymorphismus bezeichnet eine genetische Variante des Enzyms COMT (Catechol-O-Methyltransferase). Sie verlangsamt den Abbau der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und erhöht das Risiko für verschiedene Erkrankungen.
Wie kann sich ein COMT-Polymorphismus auf den Stressabbau auswirken?
Jeder kennt das - akuter Stress führt zu Herzrasen, Blutdruckanstieg und Panik. Binnen weniger Sekunden fährt der Körper alle lebenswichtigen Reaktionen hoch („fight or flight“). Ist die akute Bedrohung vorbei, dauert es normalerweise einige Minuten, bis wir uns wieder beruhigt haben und sich auch der Kreislauf wieder im Normalzustand befindet.
Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin (Katecholamine) lösen diese Stressreaktion aus. Der Körper bildet sie im Nebennierenmark, von wo aus er sie verteilt. Doch er muss sie auch wieder drosseln. An diesem Prozess ist das Enzym COMT (Catechol-O-Methyltransferase) beteiligt. Es baut die Stresshormone mittels Methylierung, d.h. Übertragung einer Methylgruppe, ab.
Die Aktivität der COMT kann genetisch bedingt erheblich eingeschränkt sein. Man spricht dabei vom genetischen Polymorphismus. Etwa 30 % der europäischen Bevölkerung weisen eine genetische Variante mit stark reduzierter Aktivität dieses Enzyms auf (COMT-108/158 Met.Allel).
Da es die Stresshormone nur langsam abbaut, sind sie deutlich länger aktiv. Es gibt aber auch unabhängig von der Genetik Faktoren, die die COMT-Aktivität stark verringern.
Die zwei Seiten des COMT-Polymorphismus
Eine reduzierte Aktivität der COMT hat zwei Seiten. Einerseits zeichnen sich Betroffene durch eine hohe geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, Sprachbegabung, große Ausdauer, Multitasking-Fähigkeit und schnelles Begreifen komplexer Sachverhalte aus. Alle Sinne sind geschärft. Häufig findet man diese Menschen in Führungspositionen.
Die Kehrseite der Medaille: Der ständige Einfluss der Stresshormone begünstigt
Außerdem ist die Entspannung erschwert.
Durch den erhöhten Grundumsatz können leicht Mikronährstoffdefizite entstehen. Diese Konstellation führt häufig zu massiven Erschöpfungszuständen und Burnout. Sie erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und belastet das Immunsystem. Unter dem Dauereinfluss von Katecholaminen kommt es zum sogenannten Th1-Th2-Shift mit Neigung zu
Die Palette an Symptomen, die durch COMT ausgelöst werden können, ist sehr vielseitig. (© sean - iStock)
Weitere Auswirkungen eines COMT-Polymorphismus
Das Enzym COMT spielt nicht nur bei Stresshormonen eine wichtige Rolle, sondern auch beim Abbau von Arznei- und Umweltschadstoffen wie aromatischen Kohlenwasserstoffen, Benzpyrenen, Dioxinen, Furanen und PCB. Betroffene können diese Substanzen nur eingeschränkt verstoffwechseln und haben Probleme beim Entgiften.
Des Weiteren ist COMT am Abbau von Östrogen beteiligt. Betroffene Frauen haben ein erhöhtes Risiko, eine Östrogendominanz zu entwickeln, die wiederum östrogenabhängige Tumoren begünstigt.
Mehrere Studien konnten belegen, dass Menschen mit eingeschränkter COMT-Aktivität schmerzempfindlicher sind als Personen mit normaler COMT. Die erhöhte Schmerzempfindlichkeit begünstigt chronische Schmerzsyndrome. Außerdem wurden Zusammenhänge zwischen COMT-Polymorphismen und ADHS, Hochbegabung und Hochsensibilität nachgewiesen.
Diagnostik und Therapie
Weist ein COMT-Gen-Test eine reduzierte COMT-Aktivität nach, muss der Patient seine Lebensweise entsprechend anpassen. Er benötigt eingehende Informationen über diese Problematik.
Die gezielte Gabe bestimmter Mikronährstoffe kann die Katecholaminspiegel reduzieren. Betroffene Frauen sollten keine Östrogenpräparate einnehmen. Die Kenntnis der oben genannten Zusammenhänge ermöglicht eine ganzheitlich orientierte kausale Therapie.
Sehr geehrte Frau Hollenstein, ich leide unter massive körperlichen Einschränkungen und würde gern zu Ihnen Kontakt aufnehmen. Durch sie bin ich jetzt schonmal auf der richtigen Spur. Ich leide unter starken Schmerzen im ganzen Körper und habe eine schwere Histaminintoleranz. Östrogendominanz ist vorhanden, bin 60 Jahre alt. Unter 2,5 mg Olanzapin gehen die Schmerzen zurück, ist aber nicht die Lösung, da dieses Medikament stark in das Gehirn eingreift. Was kann ich tun, wo gibt es Therapien/Therapeuten. Ich bin sehr verzweifelt, habe trotz entsprechender Ernährungsumstellung massive Probleme. Liebe Grüße von Susanna